Gardasee 2011

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Gardasee 2011

Samstag, 16.04.2011
Wir starten bei knapp 11°C um 10:00 Uhr zur gegenüberliegenden Tankstelle für Luft + Sprit + Plopp. Oh, da war doch der Seitenständer meiner 650er GS gar nicht mehr ausgeklappt. Doch die Erkenntnis kam zu spät. Mit den schweren Koffern gab es kein Halten mehr. Da lag sie nun. „Scheiiiiiiiße!“ Doch zu zweit war sie dann schnell wieder aufgerichtet, der Spiegel in Position gebracht und los geht´s. Doch außer meinem Motorradfahrerstolz fühlte sich auch mein linker Daumen etwas mitgenommen an. Keine Ahnung was der bei dem Umfaller getrieben hatte. Für´s Funken war es blöd, denn das tat jedes Mal weh, weshalb ich meine Funkbeteiligung augenblicklich reduzierte.

Unzählige Baustellen auf der A3 und der A7 behindern unser Vorankommen. Etwas genervt und ausgepowert quartierten wir uns in Mutters, etwa 30 km vor der italienischen Grenze, im Gasthof Stefansbrücke ein, schoben unsere braven Mopeds in die Garage, um uns dann zu stärken und vergnüglich an unserem Reisetagebuch zu schreiben:

Navi hat sich aufgehängt,
mein Berti war ganz schnell gekränkt.
Doch hat er´s dann wieder repariert
und ham´s danach schnell ausprobiert.

Ab Kempten fuhren wir Landstraß,
die Kurven machten uns viel Spaß.
Dann kamen wir nach Füssen / Reute,
was uns dann auch schon wieder freute.

Am Fernpass gab´s den Zugspitzblick.
Cappu und Strudel waren unser Glück.
Sie brachten uns die Wärme wieder
und Kraft in unsre müden Glieder.

Auf der Straße Richtung Brenner
standen dann 2 Blitzer-Penner.
Doch wer hätte das gedacht,
der Gegenverkehr hat Signal gemacht.
Das war der Gendarmen Graus.
Fotos und Einnahmen blieben aus.

Durch Innsbruck durch, im Innsbruck Land,
wo mein Schatzi ein Quartier bald fand.
Und abends in der netten Schenke,
bei leckrer Speis und auch Getränke,
schreiben wir den Tagesverlauf
mit ´nem Schwips in Reimform auf.
Gut´Nacht!

(keine Angst, es kommen keine Gedichte mehr)

507 Tageskilometer

Sonntag, 17.04.2011
Wir starten ausgeschlafen und wohlgelaunt um 9:52 Uhr bei 6°C in strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel. Bei der Kälte trage ich wieder Zwiebelsystem: Unterwäsche, einen dünnen Pulli, 2 Jacken und die Motorradschutzkleidung! Das schickt.

Wir wollen über das Penser Joch, doch das ist so früh im Jahr mit seinen 2.215 m Höhe noch gesperrt 😟. Es ist nicht so einfach, diese Tatsache auch dem Navi klar zu machen, doch mein zweibeiniges Orientierungswunder führt uns sicher über Brixen nach Bozen in die richtige Richtung. (Ich frage mich oft, wie Berthold das macht. Vielleicht hat er spezielle Gene?)

Den ersten Besichtigungspunkt auf unserer Anreise erreichen wir am Nordostrand von Bozen: die Burgruine Treuenstein mit ihrem „gescheibten Turm“, der laut Motorradroutenplaner angeblich kostenlos besichtigt werden kann. „Sie haben das Ziel erreicht.“ Okay, wir sehen auch den Turm, doch noch nicht den Zugang. Das Areal ist teilweise zugebaut, eingezäunt oder sonst wie umfriedet.

Ein winziges, gewundenes Sträßchen mit 22% (!) Steigung sieht vielversprechend aus. Berti fährt unbekümmert voran. Mein Motorrad und ich stehen und überlegen noch, ob wir besser warten, bis Berthold herausgefunden hat, ob es der richtige Weg ist, denn diese „Straße“ sieht für mich schon nach großer Herausforderung aus. Die muss ich nicht umsonst fahren.
Berti kommt nach gefühlten 5 Minuten immer noch nicht zurück. Es scheint doch der richtige Weg zu sein. Also fahre ich mutig hinterher (was sich später als Fehler herausstellen sollte). Die hohen Hecken auf beiden Seiten der Straße verhindern die Sicht auf den Straßen- und Kurvenverlauf, Fußgänger und etwaiger entgegenkommenden Verkehr. Herzklopfen und Schweißausbrüche, nicht allein deshalb, weil ich noch von heute Morgen zu warm angezogen bin. Auf halber Strecke steht ein Motorrad schräg zur Straße und zwingt mich zum Anhalten (bei 22% Steigung!“). Berti wollte drehen, um zu schauen, ob mit mir alles ok ist. Nun sieht er ja, dass dem so ist, und das Drehen hätte hier sowieso nicht geklappt. Mir rutscht das Herz schon in die Stiefel, denn mein eingebauter kleiner Angstschisser sieht jeden Moment ein Auto oder einen Traktor entgegenkommen, der meinen Schatz zu spät sieht. Doch zum Glück kommt niemand. Berti will wieder anfahren, rutscht zunächst weiter bergab, doch dann greift die Maschine und er fährt weiter.
Ich versuch´s auch. Doch, oh, seit wann hat mein Moped einen Rückwärtsgang? Es folgen Panik, flattern, zittern und - Verstand wieder einschalten. In dieser Reihenfolge gelingt mir dann doch das Wechselspiel zwischen Kupplung, Gasgriff und beiden Bremsen in der jeweils richtigen Dosierung: meine GS klettert bergauf. Brave Bergziege!!!

Der Turm, dessen Zugang wir finden wollten, liegt längst hinter uns. Es war halt der falsche Weg. Doch wie können wir hier drehen? Berti lenkt seine GS in eine waagrechte Ausbuchtung von der Größe eines Pkw Stellplatzes. Ich parke mich irgendwie dazu. Doch das Schlottern in meinen Gliedern hat noch nicht aufgehört und verwirrt die Feinlenkung. Also lande ich halb in der Ausbuchtung, halb im Grünen, ohne Halt für den Seitenständer und verharre erst mal einen Moment. Mein Schatz rettet mich (ich glaub, ich habe ihn soeben amüsiert). Gemeinsam wenden wir beide Mopeds und fahren wieder zurück.

Wir sehen den Turm wieder und versuchen unser Glück auf einem Sträßchen an seiner anderen Seite. Dort finden wir dann tatsächlich eine Tafel mit einer Turmbeschreibung in mehreren Sprachen, dazu geschlossene Tore, Privathäuser und - keinen Turmzugang 😟.

Zwei Jacken bleiben jetzt im Topcase, denn es sind bereits 18°C.

Nach ein paar Turmaufnahmen aus der Ferne machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Besichtigungspunkt: Schloss Sigmundskron. Es liegt nahe Bozen und ist etwa 7,5 km vom gescheibten Turm entfernt.

Das Schloss ist schon eine imposante Erscheinung! Als wir endlich unsere Motorräder nach einer nicht unerheblichen Schotterstrecke parken können, bin ich bei 21°C ordentlich durchgeschwitzt. Also entledige ich mich auch noch meines Unterhemds (war zum Glück gerade niemand in der Nähe). Wieder einmal suchen wir den Eingang (warum habe ich gerade ein Déjà-vu?). Eine fußläufige Suche führt uns dann über reichliche Treppen durch einen bewaldeten Bergabhang mit mehreren schönen, Moai ähnlichen Statuen zum Schloss. Fotoshooting. Es ist längst Mittag und wir sind hungrig, deshalb wollen wir uns auch hier stärken. Doch das komplette Schloss wurde 2006 zum Messner Mountain Museum umgebaut und kostet heute 9 € Eintritt pro erwachsener Nase. Eigentlich hätte uns das historische Gemäuer und das Restaurant interessiert, denn für einen Museumsbesuch reicht unsere Zeit heute nicht mehr. Leider liegt das Restaurant innerhalb des Schlossareals, so dass wir in jedem Fall den Eintritt hätten zahlen müssen, auch wenn wir nur essen und trinken wollten. Einen Eintrittspreis von 18 € in ein Restaurant bezahlen wir dann doch nicht.

Es ist 14:00 Uhr als wir uns hungrig auf unsere GSen schwingen und das nächste Lokal auf unserer Strecke suchen. Das hat zu. Es wird 14:30 Uhr. Dann kommt eine geöffnete Pizzeria, uff. Doch der Kellner erklärt uns, dass die Küche schon geschlossen ist und wir auch keine kalten Speisen mehr bekommen können 😒. Okay, dann nehmen wir halt Getränke, den Apfelstrudel und das Tiramisu aus der Kuchentheke und die Toilette.

Wir wollen jetzt nur noch schnell nach Limone sul Garda, wo wir für die nächsten 4 Nächte ein Zimmer reserviert haben. Die Strecke führt uns über die SS 12 Richtung Trento und danach über die SS 45 Richtung Riva del Garda.
Irgendwo hier auf der Strecke (20 km vor Limone) schlägt mein Reifendruckkontrollsystem Alarm: vorne ok, aber hinten statt der benötigten 2,9 bar nur noch 2,0. Die Strecke führt uns durch diverse Tunnel bis wir in Limone ankommen: 1,9 bar.
Das Navi lockt uns irrtümlicherweise steil bergab durch enge verwinkelte Gässchen bis zum Personenfähranleger in eine Fußgängerzone mit entsprechend viel Fußvolk, das überrascht zur Seite ausweicht. Wir sind mit unseren Koffern auch wirklich nicht schmal. Sicherheitshalber fragen wir nach dem Weg zum Hotel. Tja, wir hätten die Hauptstraße nicht verlassen müssen, sollen nun den ganzen Irrweg gegen die Einbahnstraße wieder zurück fahren und uns nicht von der Polizei erwischen lassen. Die Fähre legt an, der Platz füllt sich augenblicklich mit Menschen. Ich fühle mich umzingelt und will auch nur noch raus hier aus dem Chaos. Wir starten: 1,7 bar. Ich funke die Neuigkeit nicht mehr an Berthold, denn es reicht, wenn einer (also ich) Panik schiebt. In diesem serpentinenähnlichen, engen Straßengewirr versucht ein Pkw zu wenden. Auch ein Tourist. Mindestens 10 Rangierversuche geben dann endlich so viel Platz frei, dass wir vorbei können. Als wir endlich wieder auf der Hauptstraße sind, entdecken wir bald eine Tanke. Uff, gerettet! Oder? Leider doch nicht: geschlossen und ohne Druckluft
😒.
Dafür sehen wir in etwa 100 m Entfernung unser Hotel Garden
😁.
Wir checken ein und betrachten anschließend meinen Hinterreifen: ein Metallsplitter steckt mitten in der Lauffläche …
😨
(Fortsetzung folgt)

248 Tageskilometer

Montag, 18.04.2011
Am nächsten Morgen lässt sich mein Hinterreifen bereits mit den Fingern eindrücken, so wenig Luft befindet sich darin. Berti fährt meine GS zur benachbarten Werkstatt (manchmal muss Frau ja auch Glück haben). Der Chef spricht deutsch, wie viele Menschen hier am Gardasee. Er versucht, einen passenden Reifen aufzutreiben. In der Zwischenzeit gehen wir frühstücken. Danach ist der Werkstatt-Chef unterwegs und niemand sonst weiß etwas über den benötigten Motorradreifen. Wir gehen zurück zum Hotel. Die sehr gut deutsch sprechende dänische Chefrezeptionistin telefoniert sich für uns die Finger wund. Doch in Riva del Garda haben montags Vormittags fast alle Geschäfte geschlossen (Wow, diese Idee sollte mal mein Arbeitsgeber haben). Eine dann doch erreichbare Motorradwerkstatt verweist auf Reifenhändler und auch dieser muss meinen Reifen erst bestellen.
Okay, ich mach´s jetzt kurz: im Endeffekt blieb mein Moped in benachbarter Werkstatt, Chef bestellte meinen Reifen, 2 Tage Lieferzeit und Zusage, dass es am Mittwoch um 11:00 Uhr fertig sein wird.

Auch heute kommen wir erst spät los. Es ist schon 11:15 Uhr und ich bin ab sofort Sozia. Wir starten auf Bertis 800er Richtung Süden, um dann nach Gargnano ins bergige Hinterland einzutauchen. Über kleine verschnörgelte Sträßchen erreichen wir den Lago de Idro. Von Anfo aus wollen wir über den Passo Maniva 1644 m, Golette dello Crocette 2070 m, und den Giogo della Bala 2176 m, doch leider sind noch alle drei gesperrt 😢. Also fahren wir nach Anfo zurück und stärken uns erst einmal. Kurzerhand wird die geplante Tour modifiziert und wir fahren dann über Castro, Marcheno und Gardone val Trompia. Bis dahin hat sich mein Lieblings-Biker bereits an die italienische Fahrweise angepasst. Wer schon mal in Italien war (wahrscheinlich jede/r), weiß, was das bedeutet: bei hohem Verkehrsaufkommen gibt es plötzlich für Roller und Mopeds eine dritte Spur in der Mitte der Fahrbahn, der fließende Verkehr darf durch Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht behindert werden und Unübersichtlichkeiten ändern nichts an diesen ungeschriebenen Regeln, sondern werden höchsten durch dezentes Hupen entschärft.
Als Sozia habe ich den Vorteil, dass ich diese wunderschöne Landschaft viel mehr genießen kann. Doch am Nachmittag fühle ich mich plötzlich nicht gut und vermute, dass mein Blutzucker runtergerutscht ist. Meinem Liebsten gebe ich zu verstehen, dass er uns einen guten Parkplatz suchen soll, damit ich einen Blutzucker testen kann. Als ich absteige laufe ich schon seltsam und setze mich erst mal auf ein Mäuerchen um zu verschnaufen. Doch ich weiß, dass meine BZ-Kontrolle schnell erfolgen muss, denn ein zu niedriger Wert kann schnell weiter absinken und dann wird´s gefährlich. Doch meine Überraschung ist groß: ich habe 207 mg/dl, also ein Wert, der keinesfalls zu niedrig ist, aber auch noch nicht so hoch, als dass ich ihn fühlen könnte. Was ist also mit mir los? Okay, ich geb´s zu: ich war schon lange keine Sozia mehr, die italienische Fahrweise lässt mich jedes Mal die Luft anhalten und die vielen horizontalen und vertikalen Kurven machen meinem Kreislauf zu schaffen. Oder kurz gesagt: mir war schlicht kotzübel
🤢! Und das ist mir beim Motorradfahren wirklich noch nie passiert.

Nachdem sich mein Magen, die Gedärme und alles andere auch wieder beruhigt hatten, setzen wir unsere Tour fort über Brescia, Salo, dann entlang am Ufer des Gardasees und durch viele Tunnel wieder bis nach Limone zurück.

Ein Spaziergang vor dem Abendessen führt uns ins Zentrum von Limone direkt ans Ufer des Gardasees und lässt uns die bildschöne Landschaft genießen. Die engen verwinkelten Altstadtgässchen mit seinen schönen Geschäften und Lokalen sind ebenfalls ein Genuss. Alles ist sauber, die alten Gebäude sehen gut erhalten aus, manche sind dezent dekoriert. Oft befinden sich künstliche Limonen an den Hauswänden und man bekommt sie auch überall zu kaufen. Hübsche Lokale, der laue Abend und viele flanierende Touristen verbreiten Urlaubsflair. Ich schaue nach oben: Was veranlasst wohl Menschen, eine Stadt in einen felsigen Berg zu hauen, ihm terrassenförmig Gelände abzutrotzen, damit unter viel Aufwand dort Häuser gebaut werden können? Sie sind eingekeilt zwischen Berg und See und von Norden nur über mehrere Tunnel erreichbar, die damals ebenfalls dem Berg abgetrotzt werden mussten. Aber dafür bietet Limone dem Besucher jetzt einen wunderschönen Anblick.

207 Tageskilometer

Video Gardasee 2011 Teil 1: Fahrszenen: Fernpass, Zugspitzblick, Brennerstraße, Brennerpass, Burgruine Treuenstein mit „gescheibten Turm", Schloss Sigmundskron, Lago di Garda, Riva del Garda, Lago di Vavestino, Lago d'Idro, Fahrzenen: Salo, Toscolano Maderno, Limone sul Garda.

Dienstag, 19.04.2011
Heute wollen wir bis in die Dolomitenausläufer vordringen und wir starten Richtung Nord-Westen. Zuerst fahren wir über die Pässe Tirano 747 m und den Ampolapass 747 m. Dann wollten wir die Pässe Goletto Gaver 1938 m, Goletto di Cadino 1938 m und den Passo di Croce Domini überqueren, um dann im Val Camonica die Felszeichnungen zu besichtigen. Dass der Passo Croce Domini mit seinen nur 1.892 m Höhe gesperrt sein sollte, wussten wir ja schon, doch anhand der km-Angaben auf dem Sperrschild hatten wir die Hoffnung, dass wir es wenigstens bis hinauf schaffen könnten. Je weiter wir uns nach oben schlängelten, desto frischer wurde es. Dann kamen die ersten Schneefelder links und rechts der Straße, dann auch auf der Straße und in 1.750 m Höhe endete dann doch unsere Fahrt vor einer geschlossenen Schneedecke. Sie war verharscht und versteckte den weiteren Straßenverlauf komplett. Wir stiegen ab, um zu Fuß hinter die nächste Biegung zu schauen, doch auch dort setzte sich der Schnee fort. Die vielen weißen Stöpsel, die wir auf den Wiesenflecken schon während der Fahrt entdeckt hatten, entpuppten sich bei näherer Betrachtung als Krokusse, die ihre Blüten noch nicht zu öffnen wagten. Schmunzeln. Bei uns sind die Krokusse schon lange verblüht und sie erstrahlen in vielen Farben, doch hier dient die eintönige weiße Blütenfarbe sicherlich als (Schnee-)Tarnung, um nicht von den Tieren gefressen zu werden. Ich ärgere mich gerade grün 🤢, dass ich meinen Fotoapparat im Hotelzimmer vergessen habe.
Umkehren war angesagt und jeder, der Berti kennt, weiß, welchen Unbill er jetzt empfindet. Wir erreichen (mal wieder) den Lago de Idro, kehren dort ein und planen nun eine Alternativtour. Danach fahren wir in Richtung Madonna di Campiglio und biegen bei Carisolo zu den Cascata di Nardis ab. Der uns dort erwartende Wasserfall ist wirklich hoch und bildschön. Die vielen runden Steine und weit verstreuten Findlinge zeugen von der Kraft und Macht des Schmelzwassers. Wir klettern beide mal auf den Steinen in den Auslauf des Wasserfalls und stellen fest, wie winzig der Mensch darin wirkt. Und wieder bedauere ist zutiefst meine Vergesslichkeit mit dem Fotoapparat😌.

Jetzt geht es wieder in Richtung Süden. Wir biegen bei Tione di Trento nach Osten in Richtung Riva del Garda über kleine kurvenreiche Nebensträßchen an und streifen dabei den Lago di Tenno.
Auf der Tunnelstrecke nach Limone überholen wir zahlreiche Zuckler und bei einem „spannenden“ Überholmanöver legt mein Schatz sogar einen rasanten Wheelie mit mir hinten drauf hin. Das Grinsen bekommt er für den Rest des Abends nicht mehr aus dem Gesicht.

228 Tageskilometer

Video Gardasee 2011 Teil 2: Fahrszenen: Lago di Ledro, Passo Tirano 747 m , Passo Ampola 747 m, Lago d'Idro, Bagolino, Goletto Gaver bis 1750 m, Villa Rendena, Spiazzio, Carisolo, Val Genova, Cascata di Nardis, Fiave, Passo del Ballino 750 m.

Mittwoch, 20.04.2011
Endlich ist mein Motorrad fertig!!! Ich freue mich so sehr darüber, wieder selbst den Lenker zu steuern, dass es mich selbst überrascht. 160 € kostet der Spaß.

Um 11:05 Uhr starten wir über Gardone Riviera und Salo nach Sirmione, der im Süden gelegenen wunderschönen Halbinsel des Gardasees. Allerdings wissen das auch alle anderen Gardasee-Touristen. Entsprechend voll ist es da. Auf dem Motorrad-Parkplatz spricht uns ein junges Pärchen wegen den BMW´s an. Sie kommen aus Ushuaia in Argentinien und fahren dort auch Motorrad. Patagonien empfehlen sie uns und Berthold fühlt sich sofort an seine Argentinien-Tour zum Jahreswechsel 2008/2009 erinnert und erzählt auch davon, natürlich alles auf Englisch und bei Bedarf mit Händen und Füßen. Wie klein die Welt doch ist!

Die Halbinsel erkunden wir zu Fuß, besichtigen das historische Schlossgemäuer, schlendern durch die Gässchen und essen in einem Lokal mit einem nicht einsehbaren, gartenähnlichen Innenhof leckere Spagetti Aglio.

Unser nächstes Ziel liegt abseits des Gardasees: Verona.
Wir besichtigen den Innenhof des Castello, machen eine kleine Stadtrundfahrt auf der Suche nach den nächsten Sehenswürdigkeiten und zwei Motorradparkplätzen, landen dann auf der Piazza delle Erbe,
erhalten einen Eindruck von der Arena di Verona, das nach dem Kolosseum in Rom das am besten erhaltene und das zweitgrößte Amphitheater der Welt ist. Bei einem Eis beschließen wir, angesichts der fortgeschrittenen Zeit den Dom auszulassen und unseren Rückweg über die Ostseite des Gardasees anzutreten. Gerne würden wir die letzte Fähre von Malcesine nach Limone um 17:20 Uhr nehmen, doch dafür müssen wir uns jetzt auf den Weg machen.

Es ist schon deutlich nach 16 Uhr und deshalb soll uns das Navi auf direktem Weg nach Malcesine führen. Das Gerät nimmt seinen Auftrag sehr ernst und handelt genau nach Anweisung! Direkt heißt für Navi beinahe Fluglinie und benutzt dafür alles, was sich bietet. (Ausnahme: unbefestigte Straßen. Das hat ihm mein Schatz seit Sardinien verboten, wenn ich mitfahre.) Wir erleben also kleinste Nebensträßchen, asphaltierte Feldwege mit größtmöglichem Gefälle von bis zu 20% mit Serpentinen und verschmutzten Sträßchen voller Schlaglöcher, bis Berthold auf einmal in einer Baustelle steht. Ein Bagger nimmt die komplette Straßenbreite ein und verhindert ein Weiterkommen. Wer jetzt denkt, dass eine GS auch neben der Straße fahren kann, der hat nur dann recht, wenn die Straße nicht von Mauer und Häusern eingezwängt wird. Zu allem Überfluss ist die abschüssige Straße von der Baustellentätigkeit auch noch sandig und damit rutschig. Es ist jetzt von Vorteil, dass ich einiges hinter ihm geblieben bin, denn so gibt mir Berthold über Funk durch, dass ich meine Maschine abstellen soll, wo es geht und ihm helfen soll, die 800er umzudrehen. Gesagt, getan. Doch dann stellen wir fest, dass die Steigung mit Sand unter der 800er über unser beider Kräfte geht. Ein Bauarbeiter kommt uns dankenswerter Weise zu Hilfe und zu tritt gelingt uns dann die Übung. Er erklärt uns, welchen anderen Weg es hier heraus gibt und dass wir das als Privatweg gekennzeichnete Gässchen, an dem wir schon vorbei gefahren sind, befahren dürfen und mein Orientierungswunder führt uns wieder hinaus aus dem Labyrinth auf die Hauptstraße an den Gardasee.Die Baustellenaktion hat uns einiges an Zeit gekostet. Um noch eine Chance zu haben, die Fähre zu erreichen, vertrauen wir unserer Anzeige zur Restreichweite und sparen uns das Tanken. Angeblich schafft meine Maschine noch 61 km, da fängt der erste Aussetzer mit absolutem Leistungsabfall schon an. Aus Erfahrung an unsere Fahrt nach Sardinien (schon wieder Sardinien) weiß ich, dass die Maschine noch mal kommt, aber der 10. Aussetzer der letzte ist, dann ist sie leer. Ich lasse Berthold an meiner Not teilhaben und funke ihm jeden einzelnen Aussetzer: 1, 2, 3, 4, 5 - dann ist endlich eine Tanke in Sicht, uff!

Aber die Fährüberfahrt schaffen wir natürlich nicht mehr. Als wir uns Malcesine nähern, sehen wir unsere Fähre fröhlich auf dem See fahren. So bleibt uns noch ein trauriges Winken in Gedanken.

Das Verpassen der Fähre eröffnet uns zusätzlich 25 km um den See zu fahren. Allerdings können wir dann sagen, dass wir ihn umrundet haben. Die Straße führt schon eine Weile direkt am See entlang. Vom Anblick kann ich mich kaum satt sehen: links neben uns und vor uns liegt der See, umrahmt von Bergen und angestrahlt durch die hinter uns sich neigende Sonne. Leider ist jetzt Bertholds Videoakku leer und weil es schon Abend ist, wollen wir kein Fotoshooting mehr einlegen. Das Bild bewahren wir uns also im Herzen.

Ab Arco ist Schluss mit lustig. Die letzten 15 km zuckeln wir im Stau :-( . Mühsam kämpfen wir uns nach vorne und ich frage mich, wie das hier wohl in der Hauptsaison zugehen mag. Dann sehen wir den Grund für den Verkehrsstau: ein ortsunkundiger Busfahrer lähmt den Verkehr, da er für die Tunnel schon fast zu hoch ist. In Limone merkt er dann, dass er doch drehen muss. Alles steht.

Ankunft im Hotel: 18:50 Uhr195 Tageskilometer

Donnerstag, 21.04.2011
Unsere Abfahrt Richtung Heimat verspätet sich etwas, da mein Blutzucker auf 51 mg/dl runtergerutscht ist. Nach 6 Dextro Energeen und 20 Minuten Zwangspause geht es dann endlich los.
Der Heimweg führt über den Passo di St. Barbara 1165 m, den Passo Bordola 1250 m und den Pass Corniano 1000 m mit unendlich vielen engen Serpentinen. Ich finde es richtig anstrengend. Deshalb mache ich zur Sicherheit noch einen Test: 108 mg/dl. Das wäre normalerweise ein guter Wert, doch beim Motorradfahren brauche ich einen Sicherheitspuffer und deshalb strebe ich hier als Zielwert 150 mg/dl an. Also schnell noch einen Traubenzucker gekaut.
Ab Villa Lagarina nehmen wir die Autobahn Richtung Bozen und machen einen Abstecher in Ritten (Renon) zu den Erdpyramiden. Von dort führt uns eine 1 ½ spurige Straße mit bikerfreudigen Kurven und idyllischer Landschaft Richtung Brenner. In Österreich wollen wir, wie auch auf der Hinfahrt,  nur über Landstraßen fahren und haben deshalb auch keine Vignette gekauft (oder war es umgekehrt?). Wir nehmen also die Brenner Hochstraße, durchqueren Innsbruck Richtung Fernpass.

In Mieming finden wir ein preiswertes und schönes Quartier: 22 € pro Nase, inkl. Frühstück, mit Dusche, WC, TV + viel Platz. Im Laufe unseres Aufenthaltes erfahren wir, dass der rüstige Schwiegervater unserer Vermieterin bereits 84 Lenze zählt und früher mal der Bürgermeister dieses Ortes war.

332 Tageskilometer

Video Gardasee Teil 3: Fahrzenen: Gardone Riviera, Sirmione, Verona: Castello, Piazza delle Erbe, Arena di Verona, Ostküste Gardasee, Pai, Riva del Garda, Passo di St. Barbara 1165 m, Passo Bordola 1250 m, den Passo Corniano 1000 m, Ritten (Renon) Erdpyramiden, Mieming (A)

Karfreitag. 22.04.2011
Die restlichen 455 km bis nach Hause liegen vor uns und wir starten für unsere Verhältnisse ungewohnt früh um 9:20 Uhr zur letzten Etappe. Der ehemalige Bürgermeister verabschiedet uns mit deutlicher Bewunderung für unsere Maschinen. Es machte den Eindruck, als wäre er gerne mal eine Runde mit uns gefahren, aber er sagt nichts.
Wir nehmen die gleiche Route zurück, wie wir sie auch für die Hinfahrt genommen haben, nur mit dem Unterschied, dass jetzt unser Gegenverkehr dicht gedrängt über die Straßen zuckelt und viele große Motorradgruppen versuchen, an diesen Blechlawinen vorbei zu kommen. Ich bedauere sie, denn in unserer Fahrtrichtung geht es gut voran (oder nennt man das Schadenfreude?). Es müssen zwischenzeitlich sogar fleißige Heinzelmännchen am Werk gewesen sein, denn die Baustellen der A7 sind fast alle verschwunden. So kommen wir wohlbehalten und erfahrungsbereichert um 14:35 Uhr wieder zu Hause an nach
                      2.124 Gesamtkilometern

P.S.: Zu Hause erwartete uns unsere jüngste Tochter, sowie eine defekte Wasserdichtung im Keller, ein entsprechender Wasserschaden, ein spinnender PC, ein kaputter Hochdruckreiniger, ein undichter Wasseranschluss im Garten, ein defekter Rasensprenger und 7 Waschmaschinen voll Dreckwäsche.
Fazit: Herausforderungen findet man überall
!

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