Balkan 2022 Grenz(en) Erfahrungen

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2 Motorradreisende unterwegs im Balkan

4 Wochen Zeit und 5380 Motorrad-KM liegen vor uns, als wir am Sonntag, 29.05.2022 aufbrechen. Ursprünglich wollten wir nur an der kroatischen Küste entlang bis nach Albanien reisen, doch dank Corona hatten wir 2 zusätzliche Jahre Zeit zum Planen. Und so wurden es insgesamt 12 Länder mit 19 Grenzüberquerungen und bis nach Griechenland.

Was keine Kamera einfangen kann, schildern wir Euch gerne hier …

 

Sonntag, 29.05.2022
521 km Anfahrt bis nach Salzburg liegen vor uns, oft im Regen. Das nimmt eines unserer Funkgeräte übel. Kurz nach Würzburg können wir während der Fahrt nicht mehr wie gewohnt miteinander kommunizieren. Alle Reparaturversuche – unterwegs und abends in unserem Quartier - schlagen fehl. So reisen wir ab hier wie früher, ohne Funkverbindung, dafür mit häufigen, Stopps, Hupen, Gesten und … Telepathie!

Haus am Moos Salzburg

Montag, 30.05.2022
Der heutige Tag gehört Salzburg. Ich war noch nie dort und will diese Bildungslücke unbedingt schließen. Von unserer Unterkunft „Haus am Moos“ im Außenbezirk von Salzburg fahren wir bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt.
3 € kostet das Einzelticket, 4,50 € das 24 Stunden-Ticket. Schade, dass wir das erst abends erfahren, nachdem wir schon deutlich mehr für Hin- und Herfahrten ausgegeben haben.

Die Festung Hohensalzburg lockt uns mit der Bergbahn hinauf. Uns reicht das Basisticket für 13,30 € pro Nase. Die Anlage ist groß, wie eine mittelalterliche Stadt auf dem Berg. Mir gefällt´s. Zwischendrin kommt ein freier Liegenstuhl zum Ausruhen gerade recht.

Anschließend noch ein kleiner Stadtbummel bis es nachmittags wieder zu regnen beginnt. Wir fahren zurück in unser Quartier.

Corona hat auch hier seine Spuren hinterlassen. Viele Restaurants in unserem Stadtteil wurden aufgegeben, die verbliebenen haben mangels Personals teilweise 3 Ruhetage pro Woche, natürlich genau dann, wenn wir hungrig sind. So fahren wir erneut mit dem Bus in die Innenstadt und steigen kurzentschlossen vor dem Augustiner Bräu aus, in der Hoffnung, hier außer Bier auch etwas zu Essen zu bekommen. Was soll ich sagen? Absolutes Highlight! Im Gebäude gibt es viele Essensstände für die verschiedensten Geschmacksrichtungen, Bier zum Selberzapfen oder man lässt sich im Gastro-Raum bedienen. Für alle Bierliebhaber jedenfalls eine Empfehlung. Als wir dann noch den Raum mit der Live-Musik entdecken, hat der Abend seinen grandiosen Abschluss gefunden.Bierselig mit dem Bus wieder zurück – gut, dass wir nicht mehr Motorrad fahren müssen! Gute Nacht!

Dienstag, 31.05.2022

Wir verlassen Österreich durch den Karawankentunnel und nach Slowenien bis nach Bled. Hier erwartet uns unser persönliches Highlight, denn wir sind mit unseren Freunden Jürgen und Christina zur Mittagspause verabredet. Beide sind ebenfalls auf Motorradreise, doch schon fast wieder auf dem Heimweg.

Am wunderschönen See kehren wir in ein Touristenlokal ein und bestellen uns nur eine Kleinigkeit zum Essen, eine Gulaschsuppe. Heute machen wir die ersten Erfahrungen mit den Portionsgrößen im Balkan: statt einer dünnen Suppe auf einem Teller kommt ein Gulasch - als Suppe getarnt – in einer riesigen Terrine. Und wir haben auch noch Brot dazu bestellt. Nach der Hälfte gebe ich auf. Sehr schade, denn sie war lecker. Dass die Portionsgrößen im Balkan fast überall üppig sind, müssen wir erst lernen. Doch heute denke ich mir noch nichts dabei ...

In Bled tanken wir übrigens den preiswertesten Sprit unserer ganzen Reise: 1,56 € je Liter Sprit mit 95 Oktan.

An der Grenze zu Kroatien werden wir einfach durchgewunken. Sehr angenehm.

Für Kroatien hatten wir bereits weit im Voraus Unterkünfte gebucht, was sich als finanziell vorteilhaft herausstellt. Das einzig Knifflige ist nun, die Angaben des Navis mit der Realität in Einklang zu bringen. In Crikvenica können wir den Abbiegeanweisungen des sonst so schlauen Geräts nicht folgen, es handelt sich um Privatgrundstücke oder Treppenabgängen am Hang. 50 Meter bis zum angezeigten Ziel fragt mein Berti in einem Strandlokal nach. Zum Glück kennt man sich hier und deutsch spricht man auch. Der Wirt kennt unsere Vermieterin und ruft sie direkt an. Ivana kommt wenige Minuten später, zeigt uns Parkmöglichkeiten für unsere Mopeds und dann das Apartment.

Die Strandidylle ist Romantik pur. Der freundliche Wirt versorgt unsere Mägen und den Gaumen. Was will man mehr.

Mittwoch, 01.06.2022
Von Crikvenica fahren wir ca. 30 km die Küstenstraße entlang bis wir in die Berge abzweigen. Wunderbare Motorradkurven und Kehren lassen den Auspuff wedeln. Für die zweite Tagesetappe bis nach Zadar nehmen wir die Autobahn.

Am Zielort sind wir wieder auf der Suche nach dem gebuchten Quartier. Das Navi leitet uns durch engste Gässchen, von denen wir immer noch denken, dass sie für Fußgänger konzipiert und nicht für den motorisierten Verkehr gedacht sind. Doch wir sind richtig und laden erst einmal ab. Ein kühles Fahrbier erfrischt uns im hauseigenen Restaurant. Dann geht es zu Fuß zu den nächsten Highlights. Das Navi leitet uns im Fußgängermodus zur Sphynx, ein Denkmal ähnlich dem ägyptischen großen Bruder, nur in deutlich kleinerem Format. Leider wird sie gerade restauriert und ist deshalb vollkommen verhüllt. Unser Spaziergang bei 30°C im Schatten – ohne Schatten – war deshalb vergebens. C´est la vie.


Nächstes Ziel: die berühmte Meeresorgel. Zum Glück finden wir den Fährmann von Zadar, der uns an die gegenüberliegende Seite der Bucht rudert, ähnlich einem Gondoliere in Venedig - nur günstiger: 7 Kuna oder 1 Euro.

Danach ist es nur noch ein kleines Stück bis zur Orgel. Viele Menschen verweilen hier, sitzend, schwatzend, genießend. Auch wir suchen uns ein Plätzchen und lauschen den verschiedenen Tönen und wiederkehrenden Melodien, die die sanften Wellen in der Kaimauer-Orgel erzeugen. Faszinierend und entspannend zugleich. Ein absolutes Highlight!

Ein Spaziergang durch die kleine Altstadt Zadars lässt uns staunen. In jeder Straße, an jeder Ecke begegnen wir den antiken Bauten längst vergangener römischer Herrschaft. Es sieht fast so aus, als wären wir in Klein-Rom.

Zurück in unserem Quartier steuern wir das Restaurant an und bestellen viel zu viel. Die Hauptgerichte werden – anders als in der Karte ausgewiesen – doch mit Beilagen serviert, die wir außerdem noch extra dazu bestellt hatten. Zudem sind hier die Portionen allesamt mehr als üppig. Der Tisch ist am Ende voller Speisen. Wir essen, soviel wir schaffen und hören erst kurz vorm Platzen auf. Oje, welche Völlerei.


Donnerstag, 02.06.2022
Das Frühstück beginnt, wie das Abendessen endete. Doch wer konnte ahnen, dass zu den bestellten Spiegeleiern auch Pommes, Tomaten und Brot serviert werden würde? Pommes??? Und nein, es waren nicht die Reste von gestern Abend.

Anschließend trete ich den Beweis an, dass ein voller Magen sämtliches Blut zum Verdauen braucht und es sogar dem Hirn entzieht. Wie sonst hätte es mir passieren könne, dass ich – noch bevor wir unsere Motorräder in den Straßenverkehr einreihen - mit einem Koffer an einer Hausecke hängen bleibe und umfalle??? Nein, welche Schmach. Aber erst einmal das Motorrad wieder aufrichten – natürlich mit Bertholds Hilfe - den Schaden begutachten, ärgern und losfahren. Koffer-Reparatur erfolgt später im Quartier. Es wird nicht die letzte sein auf dieser Tour…

Mein angeheirateter Routefinder bringt uns aus Zadars Baustellen-Umleitungsdschungel raus aus der Stadt. Tausend Dank dafür.

183 km liegen vor uns bis zu unserem nächsten Quartier in Omis. Als das Navi meint, wir hätten unser Ziel erreicht, sehen unsere Augen, dass dem nicht so ist. Dieses Phänomen werden wir noch mehrere Male erleben, trotz Kartenaktualisierung. Aber jedes Mal sind es die Menschen vor Ort, die uns weiter helfen, so gut es ihnen möglich ist. So auch hier: Ein paar bierfröhliche Männer, die hier in ihrem Heimatland 2 Wochen Urlaub verbringen, zeigen uns das richtige Haus in der Parallelstraße. Warum sie so gut deutsch sprechen, wollen wir wissen. Tatsächlich arbeiten sie in Deutschland bei Mann Mobilia. So klein ist die Welt.

Von unserem Wirt lassen wir uns den Fußweg zum Strand und zum nächstgelegenen Restaurant erklären. Doch vorher erst einmal in die wohltuend kühlenden Fluten.Später sitzen wir in einem idyllischen Strandlokal mit Blick auf das Meer und die gegenüberliegende Küste. Wir beobachten einen malerischen Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch. Einfach traumhaft!

Freitag, 03.06.2022
Von Omis aus nehmen wir wieder die Küstenstraße Jadranska Magistrala bis Mlini, nahe Dubrovnik. Die Tageshöchstwerte liegen bei 36,5° C. Unser Quartier liegt wieder in einem Wohngebiet am Hang, nur zu erreichen durch ein noch abenteuerlicheres Gässchen-Wirrwarr. Aber immerhin sind die Pfade betoniert - im Patchwork Muster. Vollkommen durchgeschwitzt und dehydriert findet mein Routefinder wie durch Zauberhand die „Villa Adriatic Rooms“. Okay, wir hätten auch am Ortsrand von Mlini bei den Wirtsleuten anrufen können. Dann wären wir abgeholt worden, doch wo bliebe dann das Abenteuer? Zum Glück hat das Quartier einen Pool mit genialem Ausblick, der Hanglage sei Dank!Ein Lokal gibt es nicht in der Nähe, doch dafür bekocht uns unser Vermieter. Es gibt eine Fischsuppe, frischen Thunfisch und Meeräsche vom Holzkohlengrill sowie Salzkartoffeln, Tomaten, Salat und Brot. Prädikat: Megalecker!!!

Erwähnen möchte ich außerdem, dass wir von der Ehefrau unseres Vermieters die Wäsche gewaschen und gebügelt bekommen (akkurater als ich das zu Hause tue) und vom Sohn den Fahrplan und die Fährtickets nach Dubrovnik. Irgendwie mehr als „All Inclusive“. Nur ein Fernsehgerät gibt es nicht im Zimmer. Doch wer braucht das schon im Urlaub?

Samstag, 04.06.2022
Heute steht Dubrovnik zu Fuß und mit dem Boot auf unserem Programm. 254 Stufen führen uns bis hinunter an den Hafen. (Die gilt es dann heute Nachmittag wieder nach oben zu erklimmen, schwitz.) 100 Kuna bzw. 15 € kostet das Ticket pro Person für die Hin- und Rückfahrt. Die Fähren verkehren häufig, so dass wir uns auf einen entspannten Ausflug einrichten.

Dubrovnik hat eine bildschöne und wunderbar erhaltene Altstadt. Die mächtige Stadtmauer (bekannt aus „Game of Thrones“) kann man für 250 Kuna erklimmen und begehen (Kinder 100 Kuna). Diesen Wucherpreis wollten wir für so eine schattenlose Mühe nicht blechen. Deshalb schlendern wir gleich durch die Gässchen und lassen die Atmosphäre und die Kamera wirken. Ein kleiner Dom und eine Unzahl von Kirchen durchziehen die Altstadt. Es zeigt, welch eine Rolle die Religion einst spielte.Heute ist alles voller Touristenläden, Boutiquen, Souvenirläden, Themenläden, Cafes und Restaurants. Obwohl auch wir den Touristenstrom verstärken, ist mir das schon zu viel und zu voll. Wir nehmen ein Boot früher als geplant und kühlen uns im Quartier im Pool ab.

Wir erfahren, dass Dubrovnik im Juli und August noch voller werden wird. Und dass das aktuelle, heiße Wetter Anfang Juni normal ist. Aber eine Klimaänderung ist schon spürbar. Die Winter werden kälter. Es gibt sogar etwas Schnee, was es früher nie gab. Und einen extrem heißen Sommer mit 40° C tagsüber ohne nächtliche Abkühlung (38° C). 4 Klimageräte haben in dieser Zeit in der Villa Adriatic den Geist aufgegeben.
So gesehen, haben wir es noch gut.

Sonntag, 05.06.2022
Unser heutiges Ziel heißt Shkodra kurz hinter der albanischen Grenze. Wir brechen zeitig auf, um noch bei gemäßigten Temperaturen den Bergabstieg im Gässchen Wirrwarr zu bewältigen. In diesem zu eng geratenen Labyrinth führt uns Berthold auf Anhieb auf die richtige Tourenstrecke. Das klingt einfach, doch auf dem Video ist gut zu sehen, welch Hindernisse uns beim Auf- und Abstieg den Weg versperrten. Doch mit etwas gutem Willen klappt hier sogar Gegenverkehr.

Uns erwarten heute wunderschöne Strecken auf gut zu befahrenden Straßen, allerdings auch mit viel Verkehr.Wir durchfahren Montenegro, mit einem Schlenker um die wunderschöne Bucht von Kotor. Zeit für Fotos müssen sein, und auch um Wasser aus unseren Vorräten zu trinken. Die Temperaturen lassen mich zum Durchlauferhitzer mutieren, ohne dass eine Toilette nötig wäre.

Wenn es dann hoch in die Berge geht, ist jedes Grad Celsius weniger spürbar. Doch der Serpentinen-Verlauf fordert Konzentration und bietet wenig Fahrtwind. Das kennen wir schon.Was wir noch nicht kennen, sind ein spiegelglatter Straßenbelag, vor dem uns zu Hause schon ein Freund gewarnt hatte – aber an der Küstenstraße in Kroatien, wegen des Salzbelags vom Meer her. Doch hier war absolut nicht damit zu rechnen. Wir sind schon wegen der Serpentinen und der wunderschönen Landschaft langsam unterwegs als sich Bertis BMW an einer steilen Kehre bergab hernieder legt – einfach so. Sein linker Fuß ist eingeklemmt und alleine bekomme ich die Maschine kein Stück hoch.Zum Glück hilft uns ein entgegen kommender Autofahrer. Die Verständigung klappt mit Gesten und etwas Englisch. Er ist sehr freundlich und hilfsbereit. Zu zweit schaffen wir es dann, die Maschine aufzurichten, nicht ohne selbst dabei mit den Füßen wegzurutschen.

Zum Glück hat sich mein Mann nicht ernsthaft verletzt. Auch das Motorrad ist heil, der Spiegel ist lose und der eine Koffer sieht etwas „bedrückt“ aus. Aber das kann Berti bestimmt wieder wegzaubern.
Zum Abschied winkt uns unser Helfer und seine Beifahrerin freundlich zu. Und auch wir setzen unsere Fahrt fort.

Für eine verspätete Mittagspause kehren wir im Örtchen Buljarica in ein Biker friendly Lokal ein mit dem nichtssagenden Namen „Magazini“. Hier treffen wir viele freundliche und teilweise deutsch sprechende Menschen. Sogar die Landeswährung ist vertraut: Euro, auch wenn Montenegro nicht zur EU gehört.

Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht, mittags einen Schopska Salat und Brot zu essen. Das gibt es überall im Balkan, ist lecker und bei der Hitze genau das Richtige. Dazu gibt es ein bisschen Benzingespräch – was will ich mehr?!

Am Nachmittag erreichen wir kurz vor der Grenze eine ewig lange Autoschlange, die alle auf die Abfertigung an der Grenzstation warten – in dieser Affenhitze und in voller Motorradkluft. Also schlängeln wir uns an den Wartenden langsam vorbei. Ein freundlicher, älterer Einheimischer winkt uns dann sogar noch weiter nach vorne, weil Motorräder – wie wir nun erkennen können – eine extra Spur an der Grenzstation nutzen können, die für Fußgänger – nur ohne solche. Und tatsächlich, es funktioniert. Wir fahren bis zum Grenzhäuschen vor und schlängeln uns den überdachten Fußweg entlang. Der Grenzbeamte wickelt uns ab, als wenn es tatsächlich normal wäre, hier mit dem Motorrad durchzufahren. Kann man Gelassenheit lernen?

Wir sind jetzt in Albanien – das Abenteuer beginnt, das wir wegen Corona 2 Jahre aufgeschoben haben. Vielleicht sind wir auch schon mitten drin?

In Shkodra kommen wir abends an, eine pulsierende Großstadt mit allem was dazu gehört.Zum Glück haben wir schon ein Quartier gebucht, das preisgünstig und etwas versteckt liegt. Aber dafür dürfen wir unsere beiden Maschinen im abgeschlossenen Hof parken. Jedenfalls fühlt sich das gut an.

Die Unterkunft ist einfach aber für eine Nacht total ok. So suchen wir als Nächstes einen Bankautomaten und ein Restaurant. Wir ziehen den Höchstbetrag, den der Bankautomat zulässt und erhalten 20.000 Lek. Das entspricht ungefähr 167 €. Bei einem guten Italiener lassen wir dann den Tag ausklingen.

 

Montag, 06.06.2022
Leider haben wir für Shkodra zu wenig Zeit eingeplant. Es wäre bestimmt spannend gewesen, diese pulsierende Stadt mit den verschiedensten ländertypischen Einflüssen und ihrer Kultur etwas näher kennen zu lernen. Na ja, vielleicht das nächste Mal.

Stattdessen entscheiden wir uns, heute in die albanische Hauptstadt Tirana zu fahren. Ich nehme es gleich vorweg: die schlechteste Idee des gesamten Motorrad-Urlaubs.

Albanien ist seit 2013 EU-Bewerberland und hat sich seitdem ganz offensichtlich auf den Weg dahin gemacht. Die Infrastruktur hinsichtlich Straßenverbindungen und -ausbau ist überall im Gange. Die wichtigsten Verbindungswege sind bereits gut ausgebaut, doch die Anzahl der Autos und Lastwagen wachsen noch schneller. Dafür sieht man kaum Motorräder, Traktoren oder Eselskarren. Diese anzutreffen ist schon etwas Besonderes. Doch worauf ich hinaus will: alle führt es in die Hauptstadt und die steht im Zentrum kurz vor dem Verkehrsinfarkt. Der Straßenausbau mit den entsprechenden Baustellen im äußeren Ring sollen wohl zukünftig dafür sorgen, dass die Blechlawinen verdaubar werden. Doch aktuell verschlimmern sie die Verkehrssituation. Das bedeutet Stop and go im Abgasdunst in kompletter Motorradkluft und bei sage und schreibe 39,5°C in der Innenstadt.

Wir fahren in die Parkgarage direkt unter dem Skanderbeg-Platz und sind froh um die etwas kühleren Temperaturen hier. (Parkgebühr für 3 Stunden: 200 Lek = 1,67 €)

Als wir nach oben kommen, nutzen wir die aus dem Boden pulsierenden Wasserfontänen und lassen uns nass spritzen, dankbar für diese Abkühlung. Der Platz selbst wirkt riesig, aber sehr steril.

Die große „Opera“ mit Cafe dominiert den Platz, daneben ein im Bau befindliches Kulturzentrum, gegenüber befindet sich eine kleine Moschee, ein Uhrtürmchen, ein Karussell und weitere Baustellen ringsum. Wir machen ein paar Aufnahmen und kehren etwas enttäuscht ins Cafe ein. Tirana haben wir uns schöner vorgestellt.

Wir beschließen, weiter zu reisen, aber nicht mehr weit. Heute haben wir schon genug Anstrengungen bewältigen müssen. In etwa 40 km nördlich von Tirana wollen wir uns ein gutes Hotel mit Pool gönnen. Dass wir für diese 40 km insgesamt 1,5 Stunden fahren müssen, haben wir nicht erwartet. Aber warum sollte das Rausquälen aus der Metropole schneller gehen, als das Hineinquetschen?

Über booking.com buchen wir das Panorama Hotel in Kruje, das aufgrund seiner hohen Lage am Berg seinen Namen zu Recht trägt. Der Weg dorthin ist zwar nicht so gut ausgeschildert, wie wir das in Deutschland gewöhnt sind, doch dafür kennt jeder Passant   in Kruje den Weg dorthin.  Unsere Mopeds bekommen einen extra Parkplatz zugewiesen und das Zimmer und der Ausblick sind fantastisch für 48,40 € inkl. Frühstück. Danach drängt es uns in den Pool. Das haben wir uns verdient!

Dienstag, 07.06.2022
Heute steht die Besichtigung von Apollonia auf dem Programm. Es liegt ca. 120 km südlich von Kruje nahe dem Dorf Pojan im Distrikt Qark Fier.

Bei Apollonia handelt es sich um eine antike Ruinenstadt, die ursprünglich vor 2600 (!) Jahren von den Griechen gegründet und später von den Römern erobert wurde.

In ihrem heutigen Gewand ist es ein Freilichtmuseum.
Die Gebäude sind fast alle restauriert und werden teilweise für museale Ausstellungen genutzt. Einige Ruinen sind ebenfalls noch zu besichtigen. Der Parkplatz ist riesig und der Eintrittspreis niedrig (habe vergessen, wie viel es kostete) Dafür passt der Wächter auf unsere Helme und Motorradjacken auf. Bei der Hitze eine große Erleichterung! Die antiken Gebäude haben aber alle eins gemeinsam: eine Bauweise, die der großen Hitze Paroli bietet. Keine Ahnung wie das ohne Klimaanlage funktioniert. Aber beeindruckt hat es mich allemal.


Eine Gastwirtschaft lädt zum Verweilen und Stärken ein, danach geht es weiter.

Wir buchen über booking.com ein Zimmer in Orikum, im Hotel San Saena. Unser Navi kennt zwar die von booking.com genannte Adresse nicht, aber das Hotel findet es unter den POIs. Also bestätigen und los geht’s. Als unser Navi meint, wir hätten das Ziel erreicht, stehen wir – zum wiederholten Male seit wir in Albanien sind – im Nirgendwo. Die Einheimischen kennen zwar das Hotel, doch die Verständigungsschwierigkeiten lassen uns weiterhin im Unklaren. Mittlerweile kraxeln wir mit den Motorrädern wieder über schmale, schlechte Wirtschafts-wege den Berg hinauf in dessen Richtung sich das Hotel befinden soll. Der 3. Befragte hat schließlich Erbarmen mit uns und fährt mit seinem SUV voraus bis zum Hotelabzweig. Tatsächlich weist hier ein kleines Schild auf das Hotel hin. Leider geht dieser Hinweis sehr leicht im Schilder- und Reklameangebot unter.                 Halleluja, wir sind da und ab in den Pool!

Mittwoch, 08.06.2022
Heute ist der Weg das Ziel. (Was sonst?)

Geplant ist der 1.027 m hohe Llogara Pass mit Kurven satt und einem ehemaligen getarnten Bunker sowie einem U-Boot Bunker, der von der Küstenstraße aus gut zu sehen ist. Doch die „mitreisende Überraschungskiste“ hält noch etwas Ungeplantes für uns bereit.

Damit sich mein mitreisender Schutzengel nicht langweilt, befahren wir eine Hauptverbindungsstrecke, deren Asphaltbelag komplett aufgerissen und mit echt grobem Schotter ausgefüllt und verbreitert wurde. Also Baustellenflair. Dabei liegt die entgegenkommende Schotterspur deutlich tiefer als unsere. Das wäre ja noch nicht schlimm, höchstens ungewöhnlich, aber vor uns zuckelt ein LKW, der zunehmend langsamer fährt und uns ausbremst. Überholen wagen wir wegen des entgegenkommenden Verkehrs und der Stufe zwischen beiden Fahrbahnen nicht, auch weil der enorm grobe Schotter das Fahren bei dieser geringen Geschwindigkeit zur Herausforderung macht. Hoffentlich endet diese Baustelle irgendwann einmal! Ein Polizeiwagen fährt entspannt an uns vorbei, um eine dritte Spur aufzumachen. Mittlerweile hat der LKW vor uns höchstens noch Schrittgeschwindigkeit. Da passiert es: mein Motorrad verspringt auf dem Schotter in der instabilen Geschwindigkeit (müsste Langsamkeit heißen). Ich weiß sofort, dass mein Moped und ich stürzen werden, also bereit zum Abstieg. Ich ärgere mich mal wieder über dieses Missgeschick. Jetzt halten wir den Verkehr auf bzw. fährt dieser über die neue dritte Spur an uns vorbei.Der LKW-Fahrer hinter mir springt sofort aus dem Fahrzeug und hilft Berthold und mir, das Motorrad wieder in die Vertikale zu bringen. Dann fährt auch unser freundlicher Helfer weiter. Mein Koffer sieht wieder etwas „bedrückt“ aus, sonst ist zum Glück nichts passiert. „The same procedure as last time.“ Ich sag´s ja: Action gegen Schutzengel-Langeweile.

Wir freuen uns auf die vielen Kurven des Llogara Passes, doch was uns erwartet ist: Nebel. An dem getarnten ehemaligen Bunker lässt Berti zwar die Drohne fliegen, doch die Film-Ausbeute ist wegen des Wetters dürftig.

Bleibt noch das Fotoshooting des U-Bootbunkers bevor wir weiter Richtung Halbinsel Ksamil fahren. 6 km vor unserem Quartier durchnässt uns ein Gewitterschauer, der sich echt gewaschen hat. Bis wir unser Quartier erreichen sind wir tropfnass und schlammverspritzt. Zum Glück schickt uns diesmal das Navi direkt zur richtigen Adresse.

Im Hotel Queen Margaret Seaside bleiben wir zwei Nächte und lassen wir unsere Dreckwäsche hier wieder waschen. Das hatten wir im Vorfeld schon vereinbart, so dass unsere Wirtin gleich Bescheid weiß. Die Verständigung klappt wegen des guten Willens aller Beteiligten und mit Händen und Füßen.

Jetzt noch Kofferreparatur statt Strandbesuch (es hat ja sowieso geregnet) und dann anschließend ins nächste Restaurant. Gute Nacht.

Donnerstag, 09.06.2022
Heute genießen wir einen motorradfreien und kulturreichen Tag. Unser Ziel ist die antike Hafenstadt Butrint. Im Ort ordern wir ein Taxi, das uns für 1.000 Lek (8,33 €) zur Ausgrabungsstätte fährt. Der freundliche Taxifahrer bietet uns sogar an, uns wieder abzuholen. Man müsse ihn nur anrufen und er wäre in 10 Minuten da. Die Visitenkarte nehmen wir gerne.

Ich nehme es gleich vorweg: das freundliche Kassenpersonal ruft nach unserer Besichtigung tatsächlich für uns diesen Taxifahrer an und wenige Minuten später werden wir abgeholt. So einfach geht das.

Butrint ist eine Ruinenstadt im Süden Albaniens auf der Halbinsel Ksamil gelegen und in Sichtweite der griechischen Insel Korfu. Laut Flyer geht ihre Entstehung auf das 8. Jahrhundert v. Chr. Geburt zurück mit mehrfach wechselnder Herrschaft. Da verwundert es nicht, dass Butrint Unesco Weltkulturerbe ist und ein touristischer Höhepunkt Albaniens. Die Anlage ist wirklich in einem guten Zustand, weitläufig und die Ruinen mit stark wechselndem Charakter bieten wunderbare Fotomotive.

Empfehlenswert ist es, Zeit und etwas Verpflegung inklusive Getränke mitzubringen. Auf der Burg ist zwar eine Restauration vorgesehen, doch bei unserem Besuch nicht in Betrieb. Umso erleichternder ist es, dass die Toiletten geöffnet und sehr sauber sind, mit allem Zubehör, dass die Besucherin benötigt.

Am Nachmittag geht es – wie oben beschrieben – wieder zurück in unseren Ort, um einzukehren. Prompt bricht wieder ein heftiger Gewitterregen los.Zum Glück sitzen wir im Trockenen. Wir warten und warten und … nutzen eine klitzekleine Regenpause, um gestärkt den Fußweg zum Hotel anzutreten. Doch der nächste Schauer liegt schon auf der Lauer. Pitschnass werden wir. Der ganze Nachmittag ist verregnet, so dass uns wieder kein Strandtag vergönnt ist.

Freitag, 10.06.2023
Die letzte Nacht und der heutige Morgen ist von Regengüssen und Gewitter geprägt. Ergo starten wir mit Regenzeug. Unsere heutige Route führt uns über die Halbinsel Ksamil bis zur Pontonfähre bei Butrint und weiter Richtung Griechenland.

Die Ausreise aus Albanien gestaltet sich langwierig. Dabei sind nur 8 Autos vor uns. Die Grenzbeamten scheinen jeden einzelnen Passagier genießen zu wollen. Jedenfalls dauert es eine geschlagene halbe Stunde bis wir endlich an der Reihe sind. Dafür dauert die Einreise nach Griechenland gerade mal 2 Minuten. Eigentlich hätte ich es eher umgekehrt erwartet, aber gut. Es geht weiter.

Heute erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Reise und DAS Highlight überhaupt: die Meteora Klöster bei Kalambaka. Sie werden auch die schwebenden Klöster genannt, weil sie auf ihrem hohen Ansitz oft von Nebel oder Wolken umrahmt werden. Dadurch sollen sie beinahe schwebend wirken. Wir erleben sie auch in Wolken und im leichten Regen und auf mich wirkt es tatsächlich mystisch. Schon die Sandsteinfelsen, auf denen sie errichtet wurden (wie auch immer) wirken wie Besonderheiten in dieser Landschaft. Unsere Aufnahmen vermitteln hoffentlich einen annähernden Eindruck.

In Kalambaka nehmen wir Quartier im Famissi Hotel. Es bietet zwar kein Abendessen an, dafür aber eine günstige Lage. Wir schlendern die Hauptstraße weiter in den Ort hinein und betrachten die vielen kleinen Geschäfte und Einkehrmöglichkeiten. Letztlich landen wir bei einem Hähnchengrill mit Selbstbedienung, auch was das Bier Zapfen angeht. Trinkgeld ist dem freundlichen Personal hinter der Theke gänzlich unbekannt, denn es wird nach dem Grund gefragt. Mir gefällt´s!

Video Teil 1 unserer Motorradtour zeigt folgende Reisepunkte: Salzburg mit Besichtigung der Stadt und der Festung Hohensalzburg. Dann gehts nach Bled in Slowenien. Danach reisen wir nach Crikvenica in Kroatien. Auf der Jadranska Magistrala nach Zadar und von dort weiter nach  Omis. Weiter gehts nach Mlini von dort Boottour mit Stadtbesichtigung Dubrovnik. Wir fahren durch BiH und Montenegro, um die Bucht von Kotor, zu unserem Tagesziel Shkodra in Albanien. Hier besuchen wir die Hauptstadt Tirana, Kruje die alte Stadt Apollonia und Orikum. Wir überfahren den spektakullären 1027 m hohen Llogar Pass mit seinen Bunkeranlagen, machen noch einen Stopp am U-Bootbunker dann erreichen wir die Halbinsel Ksamil nahe Korfu. Hier Besichtigung der antiken Hafenstadt Butrint. Dann gehts mit der Ponton Fähre aufs Festland und nach Griechenland zu den Meteora Klöstern.

Samstag, 11.06.2022
Heute geht es wieder zurück nach Albanien. Vor uns liegen 340 wunderbare Motorradkilometer bis nach Berat. In den Bergen herrschen angenehme 17° C, doch in den tieferen Lagen insbesondere in Städten zeigt mein Thermometer bis zu 31,5° C.

Entsprechend geschlaucht kommen wir abends in Berat an und suchen wieder erst einmal unser Quartier: Hotel Vila Arabi. Mit Hilfe von Anwohnern finden wir es dann in einer Einbahnstraße mit einem wirklich kleinen Schild am Hoftor. Dafür sind Tor und Zaun so hoch und dicht, dass man nicht hineinschauen kann. Dahinter befindet sich ein sehr gepflegter, schöner Garten und eine ebensolche Villa. Es wirkt eher wie ein privates Anwesen, dass Zimmer über Airbnb vermietet. Aber es gibt jemanden, der uns das Zimmer zeigt und uns das Frühstück auf dem Balkon servieren wird.

Sonntag, 12.06.2022
Heute steht uns die 30 km lange Schotterstrecke bevor, die uns eine große Abkürzung nach Erseke ermöglichen soll.

Wir starten zeitig in Berat und fahren bald entlang des Osumi Flusses. Wir freuen uns zuerst auf ein tolles Fotoshooting an der Osumi Canyon Bridge über den gleichnamigen Canyon mit seinen hohen Steilwänden. Ein Drohnenflug ist fest eingeplant, auch wenn die Hitze von über 30° C der Technik zusetzt. Deshalb kostet es einiges an Zeit und Nerven, bis das kleine Fluggerät endlich starten kann. Doch das Ergebnis belohnt alle Mühe. Wenn ich diese Filmaufnahmen sehe, geht mir immer wieder das Herz auf. Doch ein Geheimtipp ist diese Stelle nicht mehr. Ständig kommen weitere Menschen an, die ebenfalls von dem Anblick begeistert sind – und verweilen.
Es dauert etwas, bis wir mit den Aufnahmen zufrieden sind und unsere Tour fortsetzen.

Bald erreichen wir den Abzweig zur geplanten Schotterstrecke. Bei der Tourenplanung sah die Straßenoberfläche im Satellitenmodus auf Google Maps ziemlich einheitlich aus, also auch für mich befahrbar. Doch am Monitor geht nur 2D. So fängt die Strecke schon heftig an mit großen Wackern zwischen losem Schotter, Löchern, großen Schlammpfützen und das alles auf buckliger und engkurviger Strecke – in echt und in 3D also sowohl horizontal als auch vertikal. Tatsächlich müssen wir sehr aufpassen, in dieser Wildnis nicht zu stürzen. Handyempfang? Hilfe? Alles weit weg. Doch wir hoffen darauf, dass der Weg gleichmäßiger wird, so wie es in Google Maps vermeintlich zu erkennen war. Um genug Fahrstabilität zu bekommen, fahre ich etwa 30 – 35 km/h bei höchster Konzentration und Anspannung. Ich weiß, dass uns dieser Weg ca. 287 km Umweg nach Erseke erspart und dass auch diese Strecke endlich ist. Deshalb gebe ich mein Bestes, doch die erhoffte Straßenbesserung zeigt sich nicht. Tiefe Pfützen und schlammige Strecke fordern auch meine Straßenreifen.Und der Weg wird nicht besser. Nach ca. 3 km entschließen wir uns zur Umkehr und Neuplanung. Also die ganze Chose wieder zurück – doch beide ohne Sturz!

Um es vorweg zu nehmen: die Videoaufnahmen in 2D zeigen nicht den Schwierigkeitsgrad dieser Strecke in 3D!

Aber ich weiß auch, dass andere Motorradreisende und auch mein Berti diese Strecke aufgrund ihrer Erfahrung und Könnens befahren – ist also machbar.

Nachdem wir wieder die asphaltierte Zivilisation erreicht haben, plant Berthold um. Der Weg bis Erseke führt von hier aus immer über Berat – wo wir herkommen - als wären wir in einer großen Sackgasse gefangen. Mit annähernd 290 km bis dorthin streichen wir Erseke und übernachten erneut in Berat – dieses Mal im Guesthouse Niko für rund 25 € inkl. Frühstück, sehr nettem Hauswirt und Begrüßungsgetränke nach Wahl (okay wir haben Wein und Schnaps verkostet, hicks) Prädikat: empfehlenswert.

Montag, 13.06.2022
Heute fahren wir über meist gut ausgebaute Straßen und kommen gut voran. Auch der Grenzübertritt von Albanien nach Nordmazedonien wird in angemessen kurzer Zeit abgewickelt. Vor der Grenze legen wir unsere letzten Lek in Sprudelwasser an – was bei der Hitze immer nur eine kurze Haltbarkeit hat. Ab jetzt gilt der Denar.

In Ohrid im Hotel Cingo angekommen, führt uns ein Spaziergang durch die Fußgängerzone bis zum gleichnamigen See.

Es ist wirklich schön hier und deshalb auch ein Touristenort. Dafür genießen wir das Angebot an Lokalen, Geschäften, Einkehrmöglichkeiten und dem bunten Treiben. Am Bankautomaten ziehen wir uns Denar und nehmen Platz in einem Gartenlokal mit Blick auf den See. Zum Abendessen wählen wir ein Lokal, das die berühmte Ohridforelle anbietet. Während wir das leckere Mahl genießen, entdecken wir gegenüber die Villa Ziro Neim mit Restaurant, Zimmern und vielen Aufklebern im Schaufenster: Hier ist der Moto Touring Club Ohrid zu Hause. Natürlich nehmen wir unseren Absacker genau dort und Berthold quatscht mit dem motorradaffinen Wirt auf Englisch über Motorradthemen, -reisen, -touren und -rennen. Wir hinterlassen unseren Vanmel-Aufkleber und machen noch ein Foto mit Neim.


Wie schade, dass wir diese Unterkunft nicht vorher gekannt haben. Sie liegt in der beginnenden Fußgängerzone in der Goce Delcev 71 bzw. 4Q8X+PC. Na ja, das nächste Mal dann.

Dienstag, 14.06.2022
Bevor wir Ohrid verlassen, sehen wir uns erst noch die wunderschöne Altstadt an. Vor der Stadtmauer gibt es ein paar Parkplätze für Besucherinnen und Besucher. In der Altstadt selbst gibt es höchstens Platz für die Fahrzeuge der Anwohnerschaft. Über der Altstadt thront Samuels Festung. Diese Burganlage soll einst zu den mächtigsten des Balkans gezählt haben. Doch uns genügt ein Blick von der Altstadt aus auf die Burg und auf den See.Noch ein paar Fotos von der Kirche und den historischen Gemäuern und dann machen wir uns auf den Weg nach Skopje, die Hauptstadt Nordmazedoniens.

Zunächst suchen wir unser Hotel Premium und dessen Zufahrt. Nach einer Slalomfahrt durch den Basar – das die Menschen hier ganz unaufgeregt zur Kenntnis nehmen – und wir verschwitzt und verblüfft den Hotel-Zugang immer noch nicht finden können – obwohl wir das Gebäude mit seinem Schriftzug hinter den Häuserreihen des Basars ständig sehen – reihen wir uns wieder auf die Hauptstraße ein und fragen kurzerhand einen Taxifahrer. Oh Wunder, selbiger spricht sogar Deutsch. Und des Rätsels Lösung hat er auch parat: die Zufahrt erfolgt über die enge Einfahrt des Nachbarhotels. Überrascht? Oh ja, wir auch!

Das Hotel ist trotzdem eine gute Wahl. Erstens hat man zu Fuß einen direkten Zugang zum Basar und zur Innenstadt und zweitens bekommen wir hier bis morgen früh unsere Wäsche für 10 € gewaschen. Das Doppelzimmer kostet 44 € inklusive Frühstück. Supi!

Am Nachmittag machen wir uns auf ins Getümmel. Wir schlendern eine Weile durch den Basar und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Das ist schon schön, doch als wir die Innenstadt erreichen mit seinen vielen Monumenten, bin ich begeistert. Die alte Steinbrücke, die Denkmäler und Brunnen, die alten und wunderbar restaurierten Gebäude und Museen, die von der wechselvollen Geschichte der Stadt zeugen und vieles mehr. Ein Fotomotiv reiht sich an das nächste. Die Kamera läuft heiß, ich auch. Wir gehen etwas trinken. Für diese Stadt lohnt sich wirklich ein Besuch. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen?

Mittwoch, 15.06.2022
Von Skopje aus starten wir direkt nach Pristina, der Hauptstadt des Kosovo. An der Grenze wird erstmalig die grüne Versicherungskarte verlangt. Und tatsächlich ist der Kosovo mit seiner Länderkennung XXK auf der grünen Versicherungskarte ausgeixt. Wir gehen in ein benachbartes Büro, um eine Kfz-Versicherung abzuschließen. 10 € je Moped kostet das für 15 Tage. Und jetzt erst dürfen wir einreisen.

Im Großstadtdschungel findet mein angetrauter Routefinder auf Anhieb unser kurzfristig gebuchtes Hotel Parlament. 67,20 € kostet das Doppelzimmer inkl. Frühstück.

Da es schon früher Nachmittag ist, finden wir zunächst kein Lokal, in dem wir noch etwas zu essen bekommen. Auch im nahegelegenen Basar findet sich zwar keine Möglichkeit etwas zu essen zu bekommen, aber dafür bekommt Bertholds Armbanduhr eine neue Batterie für 1 € inklusive Einbaus.




Schließlich landen wir in der Sandwich Bar „Te Isa“, fast wie in Irland. Hier wird alles frisch zubereitet – und es schmeckt. Der Imbiss-Betreiber Isa und seine Mitarbeiter interessieren sich für uns. Wo kommen wir her? Wo wollen wir hin? Oh mit dem Motorrad! Auch Bertholds Homepage finden sie spannend.


Unser Stadtplan, den wir vom Hotel bekommen haben, ist für unseren Kulturdurst leider unzureichend. Umso mehr freut es uns, wie freundlich und hilfsbereit die Menschen hier sind. So führen uns einige sogar bis zu dem Platz, den wir gesucht haben. Auf diese Weise queren wir den bewachten Hof des Parlaments und kommen in einer Fußgängerzone wieder heraus, bis wir vor dem Denkmal von Mutter Theresa stehen. Das Ergebnis ist allerdings etwas ernüchternd. Das Denkmal ist ein stillgelegter Springbrunnen und so klein und hinter wohlgepflegten Büschen versteckt, dass wir zuerst vorbeigelaufen sind. Ansonsten wirkt alles, was wir hier sehen eher modern und ohne Flair. Tja, Skopje ist nicht zu toppen – außer von Meteora versteht sich!


Donnerstag, 16.06.2022
Unsere Mopeds kämpfen sich durch die morgendliche Hitze der Hauptstadt im Stop-and-Go. Obendrein werden wir noch wegen einer Demonstration umgeleitet. Zum Glück zeigt mir mein angetrauter Routefinder den Weg hier raus. Was für mich Stress pur ist, scheint für ihn kein Problem zu sein. Gut, dass ich ihn habe!

Für uns Motorradfahrer ist es eine Wohltat, wenn man aus der unbekannten Großstadt heraus ist und auf den Landstraßen durchs Gebirge den Auspuff wedeln lassen kann. Dieser Tag ist ein Genuss. Bildschöne Seen mit türkisblauem Wasser, teils länderübergreifend, und viele Tunnel und Brücken.

Wir verlassen den Kosovo, durchfahren Serbien und gelangen wieder nach Montenegro.

Kurz hinter der Grenze begrüßt uns eine 18,6 km lange Baustelle mit etlichen Tunneln ohne Licht und ohne Belag. Dafür mit ordentlich Schotter und Löchern. Kurz nach unserer Durchfahrt wurde die Baustelle für den Rest des Tages geschlossen. Glück gehabt.

Kurzfristig buchen wir unterwegs ein Zimmer im Dreamhouse in Kolasin. Doch welch große Überraschung wartet hier schon auf uns: 4 Schweizer Motorradfahrer haben ebenfalls hier Quartier bezogen. Und drei von Ihnen kennen wir noch von einer Motor-Urlaubsreise nach Namibia in 2016: Urs, Dani und Joe.Den 4. Im Bunde, Christof, lernen wir heute kennen. Es folgen Benzingespräche, Erinnerung an gemeinsam Erlebtes und ein leckeres gemeinsames Abendessen.

Was ist die Welt so klein!

Freitag, 17.06.2022
Noch ein Frühstückstreffen mit den Schweizer Bikern, dann trennen sich unsere Wege.Während sie noch Tagestouren in die Umgebung planen, reisen wir mit vollem Gepäck nach Mostar. 2 Bergpässe von über 1.500 m Höhe und ein Grenzübertritt nach Bosnien-Herzegowina führen uns dorthin. Dabei sind die Bergsträßchen in keinem guten Zustand. Hangabgänge, Flickenpisten, Löcher, unerwarteter Gegenverkehr auf Single Trails in Kurven oder Kehren.Das bedeutet, den Blick auf der Straße zu halten, auch wenn es einem die schöne Landschaft manchmal schwer macht.

Wir erreichen verschwitzt und ausgepowert unser kurzfristig gebuchtes Motel Nur NS. Wir werden sehr freundlich empfangen, sogar deutschsprachig. Doch dann kommt die Ernüchterung: Wie, kein Restaurantbetrieb? Obwohl es in der Buchungs-App ausgewiesen ist. Oder vielleicht doch? Die Räumlichkeiten sind doch da, aber angeblich kein Personal. Na toll, fußläufig ist keine Einkehrmöglichkeit vorhanden.

Das Zimmer sieht okay aus, doch als wir den Schrank einräumen wollen – schließlich sind 2 Nächte geplant - stellen wir fest, dass er zwar da steht, aber sich keine Kleiderstange darin befindet, trotz entsprechender Halterung. Na gut, dann kommen die Motorradklamotten auf den Balkon. Doch beim Einräumen des Mini-Badezimmers stellt sich das nächste Manko heraus: es gibt keinen Duschvorhang. Das ist eigentlich nicht schlimm, wenn der festinstallierte Duschkopf in die Dusche schaut und nicht neugierig zum Waschbecken und zur Tür ins Zimmer. Tatsächlich ist dieser Installationsfehler in allen Zimmern so eingebaut. Da der Chef nicht da ist, konfrontieren wir seine deutschsprachige Mitarbeiterin mit unseren Reklamationen und dass wir die Unterkunft wechseln wollen. Die Frau beschwört uns zu bleiben. Sie würde einen Lieferdienst für das Abendessen organisieren, wir bräuchten nur zu sagen, was wir zu Essen haben wollen. Und wenn wir geduscht hätten, würde sie unsere Nasszelle und nötigenfalls auch das Zimmer aufwischen – jedes Mal. Sie macht uns den Eindruck, als würde ihr Ärger bevorstehen, wenn wir abreisten. Nachdem wir uns ihr Angebot durch den Kopf gehen ließen, beschließen wir, zu bleiben.

Tatsächlich klappt alles wie versprochen und das Essen schmeckt auch. Leider gibt es hier keine alkoholischen Getränke, denn wir sind im muslimischen Teil von Mostar. Aber kein Problem, morgen gehen wir einkaufen.

Samstag, 18.06.2022
Heute bleibt die Motorradkluft aus und wir erkunden Mostar zu Fuß. Wir lassen uns den Fußweg in die Altstadt erklären und sind nach kurzer Zeit mittendrin.

Der Fluss Neretva durchzieht ganz Mostar wie eine Lebensader. Viele Brücken verbinden beide Seiten für ein ungestörtes hin und her. Die meisten Brücken sind wunderschön, besonders natürlich „Stari Most“, was übersetzt „Alte Brücke“ heißt. Von ihr aus springen Wagemutige in den Fluss. Auch wir sehen das Spektakel von einer anderen Brücke gegenüber. Doch dieser Brückensprung wird zelebriert und just dann vollzogen, als unsere Videokamera auf stand-by ist. Schade.

Die Altstadt mit ihren vielen Cafes, Restaurants und Läden in alten Gemäuern und teilweise auf Kopfsteinpflaster wirkt nicht ohne Grund wie ein Touristenmagnet. In der Tat sind viele Menschen zu Besuch hier, so wie wir. Trotzdem bekommen wir zur Mittagszeit einen wunderbaren Tisch direkt am Fluss. Das Lokal ist über mehrere Etagen am Flussufer angelegt und erstreckt sich bis oben über die Straße. Hier sind wir im christlichen Teil von Mostar und wir lassen uns zum Essen ein kühles Bier schmecken.Überrascht stellen wir fest, dass es hier sogar eine Brauerei gibt. Außerdem sehen wir viele Schilder, dass es noch freie Zimmer gibt. Wir hätten also gestern Abend bei einer anderen Entscheidung nicht im Freien übernachten müssen.

Sonntag, 19.06.2022
Die Reise führt uns heute von Mostar in Bosnien-Herzegowina nach Split in Kroatien. Unterwegs stoppen wir noch in Stecci und besuchen die an der Straße gelegenen Lochgräber.

Ich war noch nie in der beliebten Stadt Split und freue mich schon darauf. Wir haben ein kleines Apartment buchen können, das sowohl nahe genug zur Altstadt liegt als auch unseren Geldbeutel nicht überstrapaziert. Rooms and Apartment Stambuk für 54 € ohne Frühstück. Es hat den Vorteil, dass wir unsere Motorräder in den Innenhof stellen könnten (war uns aber zu eng) aber hat dafür den Nachteil, dass sich das Apartment im dritten Stock ohne Aufzug befindet. Dafür ist von Vorteil, dass uns das Vermieterpaar mit dem Gepäck behilflich ist. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank. Außerdem bekommen wir eine Altstadtkarte sowie Tipps zum Einkehren, auch für das Frühstück. So sind wir rundum versorgt.

Etwas erfrischt und eingerichtet machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Und wirklich es lohnt sich. Die Altstadt wirkt mit seinen altertümlichen Gebäuden, Ruinen und Skulpturen wie ein großes Freilichtmuseum.

Die Gässchen sind so eng und verwinkelt, als befänden wir uns im Mittelalter und obendrein stehen auf dem zentralen Platz einige Römische Gardisten – jedenfalls dem Kostüm nach zu beurteilen.Wir besichtigen noch den Dom und den Jupiter Tempel bevor unser Kulturdurst gestillt ist und wir unseren eigenen Durst stillen wollen. Ein schattiges Plätzchen in einem Gartenlokal am Hafen bietet uns kühle Getränke und dazu noch einen wunderschönen Ausblick.

Montag, 20.06.2022
Wir schlafen aus und nehmen ein edles Frühstück in einem nahegelegenen Lokal bevor wir uns wieder aus der Großstadt schrauben. Heute möchten wir bis nach Crikvenica kommen, deswegen fahren wir erst ein paar Kilometer auf der Autobahn und dann gehts wieder auf die wunderschöne Jadranska Magistrala.Was wir nun deutlich merken: es ist bereits Hauptsaison. Das zeigt sich nicht nur an der Hitze, sondern auch an den nur noch wenigen freien Zimmern, die dann zu horrenden Preisen angeboten werden. Zum Glück findet mein Sparfuchs noch eine Unterkunft für unter 100 € auf einer Art Campingplatz: Pavillons Kacjak im Internet hieß das allerdings Holiday Resort Kacjak. Es handelt sich dabei um einfache Zimmer in zweigeschossigen Reihenhäusern im Bauhausstil.

Es ist etwas besser als campen. Jedenfalls fühlen sich die Schnaken hier sehr wohl. Deshalb ist deren gesamte Verwandtschaft hier vor Ort. Die Verpflegung ist preiswert, hat aber Kantinencharakter und wer zu spät kommt, hat Pech. Dessert ist vergriffen. Na gut, dafür ist es am Strand sehr schön mit Strandbar und Schattenplätzen. Eine Mehrfachsteckdose bekommen wir von der Verwaltung, da die einzige Steckdose im Zimmer nicht alle Geräte laden kann. Aber was soll´s, morgen sind wir wieder weg.

Dienstag, 21.06.2022
Zum Glück reisen wir heute weiter. Bei einem längeren Aufenthalt hätten uns die Schnaken sicherlich blutleer getrunken. Ein paar Flugobjekte haben das zwar nicht überlebt, aber beim Check Out lauern immer noch welche im Zimmer auf die nächsten Opfer. 
Um 10 Uhr sitzen wir auf den Bikes und befinden uns kurze Zeit später schon wieder auf unserer Hauptreiseroute.2 ½ Stunden Fahrtzeit liegen vor uns bis zu unserem Quartier „Villa Orange“ in Liznjan im Bezirk Medulin.

Das Haus mit großem gepflegtem Garten verdient seinen Namen zu Recht. Damit ist es für uns leicht zu finden. Die Gastgeber empfangen uns herzlich und sprechen beide perfekt deutsch. Unser Apartment bietet viel Platz und allen Komfort. Eigentlich müsste ich an dieser Stelle noch die ausgesprochene Gastfreundschaft preisen (… trinkt doch einen Kaffee mit uns, … ein Bier, … hier haben wir etwas zu essen für euch, … wir waschen eure Wäsche das kostet doch nichts, ich sage im Restaurant Bescheid, dann könnt ihr den Parkplatz kostenlos benutzen, ich rufe euch ein Taxi, das bringt euch auch wieder nach Hause, …). Es fühlt sich zunehmend so an, als wenn wir bei Freunden oder Familie untergekommen wären. Leider ist diese gastfreundliche Wohlfühl-Unterkunft 1.200 km von zu Hause entfernt …

Dieses Quartier hatten wir mit gutem Grund schon von zu Hause aus gebucht. Unsere Tochter mit Familie und der Schwieger-Verwandtschaft verbringen hier im Ort 2 Wochen Urlaub und wir werden gemeinsame Zeit miteinander verbringen. Strand, Schwimmen und gut essen für die nächsten 3 Tage stehen auf dem Programm.

Mittwoch, 22.06.2022
Hurra, heute ist der zweite Strandtag unserer Balkanreise! Mit Kind und Kegel!

Abends stillen wir unseren Hunger in dem fußläufig entfernten Lokal „Konoba Restauran Kaminada“. Wer Fisch mag, ist hier bestens aufgehoben. Sehr empfehlenswert!

Donnerstag, 23.06.2022
Schon wieder Kulturdurst. Wir nehmen ein Taxi nach Pula und sehen uns das Aquarium im Fort Verudela an (Anm.: das ist unser dritter Besuch in Pula, deshalb steht nicht wieder Amphitheater etc. auf dem Programm).Das Klima in dem alten Gemäuer ist äußerst angenehm, so dass wir diesen Besuch wirklich genießen können. Der Eintritt kostet für Senioren ab 60 Jahren 100 Kuna und für das Taxi bezahlen wir für hin und zurück insgesamt 200 Kuna.

Abschiedsabend. Wir fahren alle zusammen nach Medulin rein, ins Lokal „Vagabundo“ und lassen uns das frisch gegrillte Spanferkel schmecken.Ein bisschen Wehmut kommt bei mir auf, denn ab morgen heißt es: Heimreise. Dabei habe ich mich fast schon an das Nomadenleben gewöhnt.

Freitag, 24.06.2022

Wir starten um 10 Uhr. 3 Tage wollen wir uns für die rund 1.200 km lange Fahrt Zeit lassen. Unsere Family verabschiedet uns herzlich, ebenso unsere Wirtsleute. Wir nehmen noch den Tipp mit auf den Weg, das nächste Mal im September zu kommen, dann sei es nicht so heiß. Ja, wer weiß!

Ca. 6 – 8 km vor der slowenischen Grenze kommt der Verkehr zum Stillstand. Ursache: Kreisel, Grenzkontrollen und Rückreiseverkehr. Bei über 32° C ist das für Biker hochanstrengend. So machen wir auf dem Mittelstreifen eine dritte Spur auf. Auf diese Weise schlängeln wir uns an geschätzt 250 – 300 Fahrzeugen vorbei. Im Niemandsland zwischen Kroatien und Slowenien stoppen wir an einem kleinen Shop, um die restlichen Kuna zu verprassen. Die Pause mit Getränken tut auch meiner Körpertemperatur gut, denn sie sinkt wieder auf Normalwerte.

Wir passieren die Grenze zu Slowenien um nach wenigen Kilometern schon nach Italien zu gelangen. Und wieder stehen wir im Stau bevor wir uns entschliessen auf die Autobahn zu fahren. 

Kurz vor dem Plöckenpass erwischt uns ein Gewitter mit Starkregen. Jetzt heißt es, schnell eine Unterkunft zu finden. Parallel zur Hauptstraße parken wir die Mopeds gegenüber einer Bushaltestelle. Berthold sucht auf dem Handy eine Unterkunft in der Nähe. Ein auf den Bus Wartender beobachtet uns und fragt uns auf Deutsch, ob wir eine Unterkunft suchen. Wow, stimmt genau! Er empfiehlt uns das benachbarte Grand Hotel Gortani in Arta Terme und auch, dass wir direkt dort anfragen sollen, nicht über das Internet buchen. Dann würden wir einen guten Preis bekommen. Was soll ich sagen, genauso war es auch. Im Vergleich zu booking.com haben wir das Doppelzimmer 2 € günstiger bekommen und obendrein noch das Frühstück dazu.

Wie sich dann beim Abendessen herausstellt, ist unsere hilfreiche Seele der Restaurantchef des Hotels. Er kümmert sich super nett um uns, übersetzt uns die italienische Speisekarte auf Deutsch und lässt in der Küche für mich als Diabetikerin den wunderbarsten Obstsalat zaubern. Welch unvergessliches Erlebnis.

Samstag, 25.06.2022
Wir starten wieder um 10 Uhr Richtung Plöckenpass, Felbertauerntunnel und Pass Thurn. Die insgesamt ca. 330 km haben es aufgrund der Hitze, einer Straßensperrung, Umleitungen und des Verfahrens ins sich.Über sieben Stunden brauchen wir, um hinter München zu kommen und in Ismaning eine Unterkunft zu suchen. Wegen einer Messe in München ist auch im Umland fast alles ausgebucht, doch im Hotel Gasthof Soller haben wir Glück. Als wir verschwitzt und durstig ankommen, hat der Chef scheinbar Mitleid mit uns, denn die Hitzewelle ist auch hier angekommen. So erhalten wir das letzte Zimmer zum Biker-Sonder-Preis von 80 € inklusive Frühstücks. (Booking.com hätte 96 € verlangt.)

So verbringen wir den Abend im Gartenlokal Soller und genießen das kühle Löwenbräu Bier vom Fass sowie die gute bayrische Küche. So kann man es aushalten!

Sonntag, 26.06.2022
Die letzten 366 Autobahnkilometer bis nach Hause stehen heute auf dem Programm – natürlich wieder bei deutlich über 30° C.

Einerseits freue ich mich auf unser Heim mit dem gewohnten Komfort und Platz und Bekleidungsauswahl. Andererseits zeigt mir so eine Motorradreise jedes Mal aufs Neue, wie wenig man im Leben wirklich braucht (außer Geld natürlich). Es zeigt mir, wie viele freundliche und hilfsbereite Menschen es gibt, egal wo wir hinkommen und die Klimaveränderung, die auf dieser Reise besonders spürbar ist. Was bleibt rückblickend noch zu erwähnen? Nun, es stellt sich bei mir Stolz ein, über die gemeisterte Reise – trotz meines Handicaps. Und Vertrauen darauf, dass es immer einen Weg gibt, der weiter führt, auch mit Hilfe anderer Menschen. Dankbarkeit dafür, dass wir in der Lage sind, eine solche Reise überhaupt zu unternehmen.

Und Liebe zu den Menschen und ganz besonders zu meinem angetrauten Ehemann. Ich fühle mich – nach 27 Jahren – wieder wie frisch verliebt, voller Vertrauen und gegenseitige Fürsorge. Das Leben kann so schön sein!

Teil 2 unserer Motorradtour zeigt unsere weiteren Reisepunkte: Rückkehr von Griechenland nach Berat in Albanien. Tour zum Osumi Canyon anschließend Schottertour und zurück nach Berat. Über schöne Strecken gehts nach Ohrid in Nordmazedonien. Weiter nach Skopje, einer wunderschönen Stadt. Wir verlassen Nordmazedonien und fahren in den Kosovo nach Pristina. Von hier geht es entlang des Gazivoda See nach Serbien und von dort nach Kolasín in Montenegro. Von hier fahren wir durch die Berge nach Bosnien und Herzegowina zum Zielort Mostar. Weiter geht die Fahrt nach Split in Kroatien mit Zwischenstopp in Stecci. Von Split aus fahren wir Richtung Istrien mit einem Übernachtungshalt auf der Halbinsel Kacjak. Weiter geht’s zum Familientreff in Liznjan im Süden Istriens. Über Slowenien nach Italien bis nach Arta Terme. Von Italien über den Plöckenpass, die Felbertauernstrasse und den Pass Thurn, durchqueren wir Österreich und fahren bis nach Ismaning bei München. Letzter Tag Heimfahrt.

Zur Fotogalerie Vanmel unterwegs im Balkan 2022


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